Ordensburg Graudenz (Zamek w Grudziądzu) |
| Der Deutsche Orden begann mit dem Bau der steinernen Burg in Graudenz um das Jahr 1260. Bereits 1222 wurde der Ort als Burgplatz erwähnt und 1234 vom Orden, vermutlich in Holz-Erde-Bauweise befestigt. In wesentlichen Teilen wurde das Bauvorhaben um 1270 abgeschlossen, obwohl die Ausbauarbeiten bis zum Ende des 13. Jahrhunderts andauerten. Die Burg war Sitz eines Komturs und gehörte zweifellos zu den mächtigsten Burganlagen im Deutschordensstaat. Die Anlage bestand aus dem Hochschloss, das von allen Seiten von weiträumigen Vorburgen umgeben war. Die erste und auch höchstgelegene Vorburg trennte die Hauptburg von der Stadt. Die zweite, tiefer gelegene Vorburg erstreckte sich im Osten, Norden und Westen des Konventshauses. Diese drei Teile der Burganlage
| | bildeten voneinander getrennte Wehrbauten, die den besonders günstigen Wehreigenschaften des Geländes angepasst waren. Das Konventshaus lag oben auf dem Huegel und war durch zwei Wehrmauern und einen Burggraben von der oberen Vorburg abgesetzt. Die Reste des Burggrabens sind bis heute erhalten. Der Zugang zum Hochschloss führte von der inneren Vorburg über drei Tore, eine Zugbrücke in der Tordurchfahrt und weiter zum Haupttor, dem das Vortor vorgelagert war.
Das Hochschloss wurde auf dem Grundriss eines unregelmässigen Vierecks errichtet. Im Innenhof befand sich der 50 m tiefe Schlossbrunnen sowie - im nordwestlichen Teil des Innenhofs - der über die gesamte Burganlage aufragende runde Bergfried, seit dem 14. Jahrhundert Klimek (ursprünglich wohl Klimmeck) genannt. Dieser bot der Besatzung die letzte Zufluchtsstätte und gleichzeitig den letzten Ort des Widerstandes. Ja, und er war wohl auch ein Herrschaftssymbol. Der Turm wurde auf einem runden Grundriss von 8,90 m Durchmesser errichtet. Seine ursprüngliche Höhe betrug 30 m über dem Innenhof. Ähnlich wie bei den Türmen in Strasburg und Rehden handelte es sich um einen freistehenden Bergfried. Der Zugang zum Bergfried war nur über eine Brücke möglich, die in der Höhe von 14 m über dem Innenhof geschlagen wurde.
Der Südflügel des Hochschlosses war der prächtigste Teil der Anlage. Dort befanden sich der Kapitelsaal, der Remter und die reich geschmückte und ausgestattete Burgkapelle mit den Sperrsitzen aus Eichenholz und drei gotischen Altären. Einer davon wurde als der "Graudenzer Polyptychon" bekannt. Im zweigeschossigen Westflügel, der nach dem Absturz im Jahre 1338 noch im 14. Jahrhundert wiederaufgebaut wurde, befanden sich der Speisesaal und andere Räumlichkeiten, die für das Gesinde bestimmt waren. In einem separaten Gebäude auf dem Parcham befanden sich das Schlaf- und das Esszimmer des Komturs sowie eine Stube für seine Gäste. Diesem Flügel war an seiner Westseite ein überdachter, auf Arkaden gestützter Gang des Dansker-Turms vorgesetzt. Der nördliche Teil des Konventshauses bildete kein einheitliches Ganzes, dort befanden sich die Bäckerei, die Küche, die Firmarie und das Dormitorium. Die Quellen des Deutschen Ordens erwähnen zudem die Keller, die wirtschaftlichen Zwecken vorbehalten waren.
Im Jahre 1454 kam Graudenz unter polnische Herrschaft. Die Versuche des Deutschen Ordens, die von Rittern des Kulmer Landes verteidigte Burg zurückzuerobern, schlugen fehl. Nach dem Zweiten Thorner Frieden (1466) wurde die Burg Sitz der Graudenzer Starosten, die dort mit einigen Unterbrechungen bis zur Ersten Teilung Polens im Jahre 1772 residierten. In dieser Zeit wurde die Burg oft von polnische Königen besucht. Die grössten Zerstörungen erlitt die Graudenzer Burganlage während der zeitweiligen Besetzungen durch schwedische, preussische und russische Truppen. Die Burgkapelle wurde während der schwedischen Besetzung (1655-1660 und 1703-1705) besonders in Mitleidenschaft gezogen.
Nach 1772 kam das Kulmer Land unter preussische Herrschaft. 1801 ordnete der preussische Koenig Friedrich Wilhelm III. den Abriss der Burg und die Verwendung des daraus gewonnenen Baumaterials zum Bau der Festung Courriere bei Graudenz sowie zum Ausbau der Strafanstalt im ehemaligen Kloster an. Erhalten blieben lediglich Teile der Umfassungsmauern, Reste der Kapelle und der Bergfried. Der Bergfried wurde am 5. Maerz 1945 von der Deutschen Wehrmacht gesprengt. Aus den nach der Sprengung des Turms im Gelände verteilten Resten wurde ein Hügel aufgeschüttet, der lange Zeit als Aussichtspunkt genutzt wurde.
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Historisches Bild- und Kartenmaterial (Auswahl): |
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Messtischblatt 1909
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Grundriss 1941 Jacobi
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Ansicht um 1650
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Zeichnung 1848 - Höhere Bürgerschule
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Ansichtskarte um 1900
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Ansicht nach Puffendorf 1656
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Ansichtskarte um 1930
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| 2011 gab es archäologische Ausgrabungen, der Keller des Südflügels wurde freigelegt, der Stumpf des Bergfrieds restauriert und der Schutthügel beseitigt. (Ergänzung und Aktualisierung in Arbeit...)
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| Zeittafel: |
1222
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Ersterwähnung als Burgplatz |
1234
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Bau einer Burg in Holz-Erde-Bauweise durch den Deutschen Orden |
1260
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Beginn des massiven Ausbaus der Ordensburg
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1338
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Absturz des Westfluegel und Neubau |
1454
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unter polnischer Herrschaft |
1656
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Zerstörung durch schwedische Truppen |
Ende 19. Jh.
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Abbruch zur Gewinnung von Baumaterial fuer die nahegelegene Festung Courriere |
1945
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Zerstörung des Bergfrieds Klimek |
2011
| Archäologische Ausgabungen | 2018
| Der Bergfried Klimek wurde neu errichtet und ist als Aussichtsturm begehbar
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| Literaturauswahl:
Herrmann, Christofer:
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Mittelalterliche Architektur im Preussenland, Petersberg 2007
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Herrmann, Christofer:
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Burgen im Ordensland, Würzburg 2006
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Borchert, Friedrich:
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Burgenland Preussen, München/Wien 1987
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Borchert, Friedrich:
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Burgen, Städte, Deutsches Land, Essen 1991
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Torbus, Tomasz: |
Die Konventsburgen im Deutschordensland Preussen, München 1998
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Jackiewicz-Garniec, M.:
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Zamki państwa krzyżackiego, Olsztyn 2006
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Turnbull, Stephen:
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Tannenberg 1410 - Disaster for the Teutonic Knights, 2003
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Clasen, Karl Heinz:
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Die mittelalterliche Kunst im Gebiete des Deutschordensstaates Preussen - Die Burgbauten, München 1927 |
Ekdahl, Sven:
| Die Banderia Prutenorum des Jan Długosz 1448, Göttingen 1976 |
Dusburg, Peter von: |
Chronik des Preussenlandes (Chronica Terre Prussie), Darmstadt 1984 |
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